Cultura allargataExpanded Culture

Mir gefällt das Konzept von der erweiterten Kultur. Das Konzept der hybriden Kultur ist noch nicht besprochen worden. Und gerade da sind die neuen Völker offen und verständlicher. Identifikation bei den Jungen ist nicht mehr Deutsch oder Italienisch, sondern z.B. auch mal Pakistanisch, mal Westlich, mit Südtiroler-Dialekt. Die Durchmischung ist selbstverständlich geworden.                          
Bianca Elzenbaumer, Stammtisch II, 27.10.2010

 

Artan, Du hast vorhin den Gedanken eingebracht, wonach die Immigranten die Spannungen zwischen Italienern und Deutschen dämpfen können, oder könnten... (Helmut Heiss) Genau, das war eine Idee der Regierungskommissärin der Provinz Bozen, Carla Scoz, die eine offene Auffassung der Beziehungen hatte. Sie wollte ein entsprechendes Projekt entwickeln lassen und schlug vor, die Immigranten, also die neuen Bürger, als Dämpfer und Puffer zu „nutzen". Es ging mit dem Regionalrat für Zuwanderung los, von dem verschiedene Projekte im Land geplant wurden. Ich war seit 2004 Ratsmitglied und Carla Scoz hatte wirklich die besten Ansichten von allen, sie war für das Land sehr wichtig, bis sie leider von ihrem Posten enthoben wurde. Deshalb habe ich vorhin unterstrichen, dass die Einwanderer sich so sahen und auch so gesehen wurden, als würden sie nur eine gewisse Zeit hier bleiben ohne Wurzeln zu schlagen. Aber es kam anders und ist auch heute noch anders. Heute scheint es nichts besonderes mehr, wenn ein Ausländer in der Schule in südtiroler Dialekt mit Dir spricht. (Artan Mullaymeri). Glaubst Du, dass die Zuwanderer wirklich diese Pufferrolle übernommen hätten und dass es hier tatsächlich anders gelaufen wäre, als üblicherweise in den Großstädten, wo sich Parallelgesellschaften bilden, die sich nicht integrieren? (Helmut Heiss) Ja, für mich ist dieser Mechanismus eine unverzichtbare Ressource. (Artan Mullaymeri)
Helmut Heiss und Artan Mullaymeri, Stammtisch II, 27.10.2010



Ich arbeite für Projekte in einer Schule, und da erlebe ich, wie die Jugendlichen Realität erleben, deutsch-italienisch,...Über den Migratenschüler können Deutsche und Italiener besser miteinander reden, weil der Migratenschüler eine neutrale Person darstellt; einen Raum, den man nützen kann, um etwas anzusprechen.     
Gast, Katherina Longariva, Stammtisch II, 27.10.2010



Wenn ich in den Gesprächen meines Sohnes lausche, sind die Themen nicht mehr „die Deutschen“ oder „die Italiener“, sondern eher „die Albaner“, das Fremde, das ist es, was sich im Laufe der Zeit geändert hat. Und eines Nebenbei- wer weiß wie Politik in Bozen gemacht wird, da herrscht nämlich immer noch deutsch-italienische Politik, wer weiß, wie schwer es ist, überhaupt etwas zu erreichen?!            
Renate Mumelter, Stammtsich II, 27.10.2010


Ich denke, es geht nicht mehr um historische oder geschichtliche Defizite, sondern vielmehr um das Annehmen einer Multikultur, einer Drei- oder Vier-Sprachigkeit, die unter den Jugendlichen zirkuliert. Englisch ist auf dem Vormarsch nichtnur in den Schulen sondern überall., und da kann man nichtmehr reduzieren. Und es geht auch darum das positive zu erkennen, für das Land und die Stadt, in den neuen Entwicklungen. Hier sitzt ein Paradebeispiel für die Stadt wo mehrere Kultur Zusammengefügt wird und das könnte Asatzpunkt und eine Vision sein, das nach aussen das Positive transportiert.
Gast, Stammtisch III, 30.10.2010

 

Ich denke da ist gerade ein wichtiger Punkt angesprochen worden, nämlich dass man das Zusammenleben auch anders fassen kann. Institutionell wird immer von Ethnien gesprochen, die aufeinanderprallen, aber informell bilden sich parallel so Netzwerke, wie du sie schon angesprochen hast, wo es verschiedene Interessenbereiche gibt. Und jetzt möcht ich die Runde fragen, ob der institutionelle Apparat nicht dem informellen etwas nachhinkt?! Das die Mechanismen die der institutionelle Apparat propagiert nichtmehr greifen, und dass sich daraus Probleme ergeben können. Weil man sich immer wieder auf das sprachliche festbeisst, und das für die Gegenwart nichtmehr richtig ist.
Gast , Stammtisch III, 30.10.2010