Confine / Border

Grenze-territorium

Die Politik der Grenze über ein Insistieren auf der Existenz von Grenzaktivitäten und über ein Intensivieren dieser Aktivitäten herauszufordern, bildet auch die Motivation für Plattformen der Zusammenarbeit zwischen umkämpften Grenzgebieten. Während es den Anschein haben mag, als würde die Grenze post-staatlicher Verbände, allen voran die Europäische Union, als hermetischer Abschluss funktionieren, bedienen sich diese Verbände vielmehr einer Politik der Steuerung und Kontrolle von Mobilität. Ein im Entstehen befindliches Netzwerk an Filtern und Kanälen sorgt für eine ausreichende Durchlässigkeit der Grenze gegenüber den wirtschaftlichen Vorteilen der Flüsse globaler Migration. Zur besseren Lenkung von Arbeitskraft und Produktion ist die mit der räumlich manifesten Grenze des Staatsterritoriums verbundene Autorität in eine mobile und flexible Autorität der staatsbürgerlichen Kontrolle übergegangen; statt hermetischer Abwehr findet eine Verwendung von Einwanderern mittels ihrer Abdrängung in Schwarzarbeit und Schwarzmärkte statt. 

Sandro Mezzadra, ‘Borders/Confines, Migrations, Citizenship’, in Fada’iat: Freedom of Movement, Freedom of Knowledge (Barcelona, 2006), 178.

 

Das Gewebe zur Verknüpfung von Gebieten, Subjekten und Interessen ist nur auf einer Ebene eine konkrete räumliche Lokalität im Sinne einer geographischen Nachbarschaft; auf einer anderen Ebene mobilisieren diese urban social movements ein transterritoriales Netzwerk, das verschiedene Knotenpunkte gesellschaftlicher Restrukturierung aufeinander bezieht. In diesem politisch motivierten Prozess ist das Netzwerk immer zugleich Produkt und Produzent sozialer Bewegungen. Anstelle der Repräsentation von Interessen über homogenisierende Identitäts-Logiken zu folgen, liegt deren Stärke in der gemeinsamen und grenzüberscheitenden Ausführung von verändernden Akten.4 Sie machen deutlich, dass Grenzen wie Grenzgebiete hochgradig imaginäre Konstrukte sind, voll von Trugbildern, falschen Erinnerungen und Mythen. Ein Operieren in diesen Bereichen überquert sowohl die Schwellen von physischen als auch imaginären Räumen.

Peter Mörtenböck and Helge Mooshammer,in „Networked Cultures“ 2008, www.networkedcultures.org, Vortrag 28.10.2010