Das Paradox eines Kunstwerkes liegt in der Definition dessen, was ein Kunstwerk auszeichnet: nämlich, dass es keinen Nutzen im eigentlichen Sinne hat und dass man es von vorne herein eigentlich gar nicht unbedingt braucht. Aus diesem Grund versucht der Künstler es durch eine intelligente Problemstellung mit Sinn aufzuladen, um es wichtig zu machen, um es zu rechtfertigen.*
Der zweite Punkt ist, dass ein Kunstwerk durch seine Problemstellung eine Wirkung produziert, wie z.B. das Erzeugen von Emotionen oder das famose Anregen zum Denken. Rainmar Stange hat einmal beiläufig erwähnt, dass dem Kunstwerk nach seiner Fertigstellung ein Eigenleben innewohnt. Es verselbstständigt sich in einer gewissen Art und Weise. D.h., dass man im Zeitpunkt der Veröffentlichung die Kontrolle über das KW. verliert: Wie es beim Betrachter ankommt, wie die Medien darauf reagieren, wie es gelesen wird, etc. Somit ist seine Wirkung forcier - jedoch nicht steuerbar.
Der dritte erwähnenswerte Begriff in diesem Zusammenhang ist das Phänomen der Kontinuität. Kontinuität im Sinne, dass der Künstler in seinem Schaffen unter den verschiedenen Arbeiten einen Bezug oder eine Verwandtschaft herzustellen bemüht ist. Aus dieser Bemühung entsteht ein Synergieeffekt, welcher die Positionierung und den Erkennungsfaktor** der künstlerischen Produktion zu stärken vermag. Der Künstler bastelt ununterbrochen an seinem persönlichen „Universum“.
* Vielleicht haben deswegen alle Sparten der Orts-spezifischen Kunst in den vergangenen Jahren einen Boom erlebt, da dem Faktor „Problemstellungsfindung“, durch die Verankerung an einen ganz bestimmten Ort, auf die Sprünge geholfen wird.
** Der Erkennungsfaktor ist natürlich nicht zu verwechseln mit dem Wiederholen bewährter Strategien, was sehr schnell in einen langweiligen Loop enden kann.
Helmut Heiss, Notiz, 02.03.2011