Aber Dunkelheit ist nicht einfach das Fehlen von Licht. Sie ist ein Produkt unserer Zellen. Dunkelheit gibt es. Zeitgenössisch zu sein bedeutet, die grundlegende Dunkelheit seiner Zeit zu erkennen. So lehrt uns auch die Astrophysik, dass die den Himmel sprenkelnden Dunkelheitsintervalle, die einzelne Sterne voneinander trennen, nichts anderes sind als die Erwartung eines Lichtes, das von weit entfernten Sternen kommen wird. Zeitgenössisch zu sein heißt also, sich bewusst zu sein, dass man etwas erwartet das es nicht gibt, das aber in seiner vorläufigen Dunkelheit bereits hier ist. Es heißt, einer Begegnung voraus zu sein, die nie stattfinden wird, aber deren Sinn und Idee wir verstehen. Zeitgenössisch zu sein ist sicher eine Falte, eine Abänderung unserer normalen Fähigkeit die Außenwelt, die Dinge zu sehen und zu verstehen. Das ist eine grundlegende Eigenschaft des Menschseins und des menschlichen Erlebens. Eine paradoxe Situation, die neue Denkmöglichkeiten, möglicherweise neue Bedürfnisse erweckt, vielleicht sogar auferlegt. Eine andere Art zu sehen. Und zu verlangen.
Beitrag von Matteo Cavalleri “Ein Monument des Möglichen”, Forschungswoche, 30.10.2010