Bolzano / Bolzano-Bozen

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Bozen und Bolzano sind zwei verschiedene Städte.
Benno Simma, Stammtisch II, 28.10.2010

 

Bozen ist eine hübsche Kleinstadt, von der Natur begünstigt und wohlhabend. Und wie es auch bei Menschen vorkommt, die mit allen Gaben gesegnet sind, scheint sie manchmal lethargisch und ohne Ambitionen.
Susanne Waiz, Stammtisch II, 25.10.2010

 

Es ist ein ständiges Ringen um Sprache. (…) In Bozen bin ich immer, zumindest zur Hälfte fremd. (…) In den 80ern hat der Fluss Bozen geteilt, das war das Symbol.
Renate Mumelter, Stammtisch II, 27.10.2010

 

Ich frage mich, ob das auch heute noch so gilt, ob der Fluss wirklich die Stadt spaltet, oder ob diese vorgegebene Spaltung nicht einfach zur Stimmungsmache genutzt wird. Ist es nicht in Wirklichkeit der Ort wo sich alle begegnen, unabhängig ob italienisch, deutsch etc.?
Angelika Burtscher, Stammtisch II, 27.10.2010

 

Carlo azzolini_disegno

Carlo Azzolini, Stammtsich II, 25.10.2010



Aber klar, der Flusslauf ist der Treffpunkt schlechthin, in jedem Sinne. Das ist Teil eines typischen Lebensgefühls der Stadt, zum Beispiel den Flusslauf mit dem Rad entlangzufahren, am Museion zu frühstücken und am Strand unter der EURAC die Füße ins Wasser zu halten, ohne Eintritt zu zahlen. Ich glaube eben, dass gerade diese Orte um den Fluss, bis unter die EURAC und drum herum, noch stärker ausgebaut werden müssen.
Gast, Luigi Scolari, Stammtisch II, 27.10.2010

 

Im Sommer '95 kam ich das erste Mal hier her, nach Gries. Ich bin dann nochmal fort und dann wieder zurückgekehrt. Seit '98 wohne ich hier und habe als Teil dieser Stadt einen neuen Blick: die Bürger der Zukunft, das sind wir, die Menschen auf dem langen Weg zur Staatsbürgerschaft, der europäischen Staatsbürgerschaft, heute im vereinten Europa. […] Man muss sich nur die neuen Stadtviertel ansehen, die gerade entstehen. Sie scheinen einerseits in sich geschlossen. Andererseits sehe ich sie aber auch als eine Öffnung, sie sind die Erweiterung einer Stadt, die sich entwickelt und mit verschiedenen Kulturen verknüpft. Allein wir Immigranten sind mit 120 Nationen in der Stadt vertreten, das schafft einen stark erweiterten Blick. Das alles zusammenzufügen ist, wie wenn man ein Puzzle macht. Wir Migranten dachten anfangs, wir kommen hier her, ins Ausland allgemein, bleiben ein paar Jahre, um ein kleines Kapital zu schaffen, etwas Wohlstand für die Familie im Herkunftsland, und kehren dann heim. Es lief aber anders, wir sind geblieben.
Artan Mullaymeri, Stammtisch II, 27.10.2010

 

Auch ich bin zum Arbeiten hier her gekommen. Ich habe einen völlig anderen Eindruck von der Stadt, als die beiden, die wir gehört haben. Vielleicht, weil ich in der Parmastraße wohne? […] Ich wechsle zehnmal täglich die Sprache. […] Das ist keine politische Angelegenheit.
Susanne Waiz, Stammtisch II, 27.10.2010

 

Fakten zur Stadt:
103.000 Einwohner
70% italienischsprachig
26% deutsch-spachig
12% iatlienischsprachige Ausländer
0,7% Ladiner
Susanne Waiz, Stammtisch II, 27.10.2010

 

Bozen ist für mich die Stadt des Ringens um Sprache, die Stadt des Ringens um Zusammenleben; wobei dieses Ringen ein Positives ist. Eine Stadt, in der Vorsicht geboten ist, weil das Eis dünn ist auf dem man sich bewegt. Es ist deshalb auch eine spannende und oft auch ein bisschen eine angespannte Stadt. Eine Stadt, in der sich bis jetzt das Positive immer durchgesetzt hat. Bozen muss eine Stadt der leisen Töne sein und bleiben.
Renate Mummelter, Stammtsich II, 27.10.2010

 

Wie geht Berlin mit seiner durchsichtigen Mauer um, und was können wir davon lernen?
Martin Hanni, Stammtisch III, 30.10.2010

 

Zum Stichwort Zusammenleben im Zusammenhang mit Bozen ist zu sagen, dass bereits der Begriff in Bozen oft reduziert wahrgenommen wird und instrumentalisiert wird. Es fehlt ein Orientierungsgedanken zu diesem Thema und so schaut jeder vorwiegend nur auf sich selbst. Wir haben die Möglichkeit Modelle zu vergleichen, auch ferne Modelle. Sehen wir Bozen als Mikrokosmos können wir gezielt mit ihrer Kleinheit spielen und die Stadt mit zahlreichen anderen kompatiblen Realitäten vergleichen.
Forschungswoche, Phase 1, Gruppendiskussion, 25.10. – 30.10.2010

 

Sehen wir doch Bozen als Experimentier-Fläche nicht als Vorzeigmodell.
Forschungswoche, Phase 1, Gruppendiskussion, 25.10. – 30.10.201

 

Vorschlag an die Designer und Künstler: Bozen als freie Zone zu erklären, so ähnlich wie bei zollfreien Zonen, nur das es eine ethnisch freie Zone ist, und die Häuptlinge der beiden Hauptethnien dazu einzuladen, die Friedenspfeife zu rauchen, und alles was vor dem Jetzt war, zu vergessen.
Benno Simma, Stammtisch II, 27.10.2010