„Das Publikum war heute wieder wundervoll, (...)“ Dieser erste Satz des Abspanns der berühmten Bugs Bunny Show sagt schon einiges über das Publikum aus. Es kann wundervoll sein, was natürlich gleichzeitig heißt, dass es genauso gut ein zerstörerisches Urteil verkünden kann. Das Publikum hat eine Meinung und hat die Freiheit diese auch auszudrücken. Und weiter geht es im Lied: „ (...) und heißt es Bühne frei, dann sind Sie mit dabei, (...)“. Das Publikum ist mit dabei, d.h. es wird zum Teil der Aufführung, der Show. Es ist somit nicht nur Adressant einer Kommunikation, sondern entscheidet durch seine Gunst, ob das Gezeigte gefällt oder nicht.
Im Falle der Bildenden Kunst wird fraglich, ob immer von einem Publikum die Rede sein kann. In den meisten Fällen handelt es sich eher um einen oder mehrere - untereinander nicht durch die selbe Emotion verbundene - Betrachter, die nicht unbedingt als „Menge“ funktionieren. Wenn das Publikum in den meisten Fällen unterhalten werden will, etwas dargeboten bekommen will, so geht der Betrachter in eine Ausstellung um sich zu informieren, um sie gesehen zu haben. Der Betrachter ist kontemplativer. Anders verhält es sich wiederum bei Eröffnungen, auch hier wird der Betrachter Teil des Geschehens und kommt den Eigenschaften des Publikums schon sehr nahe. Das mit dabei wird zum dort sein, um gesehen zu werden.
Helmut Heiss, Notiz, 10.5.2011