Artan Mullaymeri, Stammtisch II, 27.10.2010
Schluss mit diesem schmutzigen Spiel, sich wegen eines, auf ein Monument gemeißelten, Satzes beleidigt zu fühlen. Diese Spiel verrät nur die Kraftlosigkeit unserer Identität. Und noch Schlimmer ist es, diesen in sich so absurden Satz, interpretieren zu wollen.
Christoph Franceschini, Stammtisch I, 25.10.
Wir glauben trotz allem, dass ein Monument heute ein Symbol braucht oder sich auf Symbole berufen muss. Es ist ja selbst ein symbolisches Werk und es transportiert immer Belange, die eine Gemeinschaft angehen. Einige seiner Grundmerkmale beziehen sich auf das klassische Monument, während es auf anderen Ebenen damit bricht. Es schließt in jedem Fall einen starken Bezug zur Gegenwart oder Zukunft einer Gesellschaft ein (s. Beitrag Matteo Cavalieris). Es liegt genau zwischen Funktionalität (seine Aufgabe ist, Sinndeutungen bezüglich einer Gemeinschaft zu bestätigen und ausfindig zu machen) und Ritualhaftigkeit (es muss von letzterer wahrgenommen werden).
Forschungswoche, Phase I, Gruppendiskussion, 25.10-30.10.2010
[…] Ich stimme Christoph (Anm. d. Red. Franceschini) zu, man sollte das Monument (Anm. d. Red. das Siegesdenkmal in Bozen) als virtuell erklären, weil es vor allem in den Köpfen der Leute existiert. Auch wenn es körperlich da ist. Es ist als Konstrukt in den Köpfen einer bestimmten Generation verankert.
Benno Simma, Stammtisch I, 25.10.2010
Ich habe immer geglaubt, um eine gemeinsame Erinnerungsebene zu schaffen, müsse man den Sprachgruppen Gelegenheiten zur Erfahrung der Kooperation bieten. Ich halte es für absurd, Denkmäler fürs Zusammenleben zu bauen, denn Denkmäler werden immer an Schauplätzen des Blutvergießens errichtet, auch „alternative“ Denkmäler, wie Picassos Guernica.
Siegfried Baur, Stammtisch I, 25.10.
Ein Monument (wie ein Symbol) kommuniziert der Gegenwart eine Erinnerung für die Zukunft, die es in sich trägt. Es kann sich auf eine Schöpfung, eine Gründung, eine Fähigkeit oder ein Projekt beziehen, die oder das eine Gemeinschaft anbelangt. Es darf auch eine direkte oder tiefgründige Beziehung zur deren Geschichte oder Herkunft haben. In einem authentischen Monument sollte diese Geschichte oder Herkunft aber einem Zielpunkt gleichen, damit sie nicht einfach in ein leeres Symbol umgewandelt wird. Sie sollte als Projekt angesehen werden, als Spannungsfeld, das eine Neubegehung, einen Weg nahelegt. Das Ziel ist die Herkunft würde Karl Kraus kommentieren.
Beitrag von Matteo Cavalleri “Ein Monument des Möglichen”, Forschungswoche, 30.10.2010
Monumente dürfen heute aus diesen Falten erwachsen, vielleicht müssen sie das sogar. Sie selbst sollten Falten sein und müssen die Symbolisierungswüste aufwühlen und der Metareflektion dienen, wo das Objekt sich als Mensch wiedererkennt. Sie sollen eine Bewegung im Raum – und damit metaphorisch in der Welt – in Gang setzen, verändern, erweitern. Genau im Moment ihrer tiefsten Krise, müssen sie zu einem symbolischen Bewusstsein und Universum Verbindung herstellen, um die an sie gebundenen Hoffnungen und Erwartungen hervor zu bringen. Monumente sollten vor allen Dingen bezeugen, dass es der Anerkennung und Aufmerksamkeit bedarf.
Beitrag von Matteo Cavalleri “Ein Monument des Möglichen”, Forschungswoche, 30.10.2010
Das Monument ist also eine Raumkräuselung, ein Hinweis, dass hier eine Symbolisierungshaltung angewandt wurde. Gleichzeitig fördert es symbolisches Bewusstsein. Es ist ein Ort, an dem man der Gegenwart ins Auge sehen kann, wo man Zeitgenosse sein und der eigenen Gegenwart ein Zukunftsprojekt schaffen kann. Daher ist ein Monument, selbst wenn es an ein vergangenes Ereignis erinnert, immer ein Monument des Möglichen. Sonst wäre es wieder ein leeres Symbol, und wieder eine Katastrophe.
Beitrag von Matteo Cavalleri “Ein Monument des Möglichen”, Forschungswoche, 30.10.2010
Ein Monument sollte diese Idee repräsentieren, ihr eine Form geben, fast als gäbe es sie nicht ganz, oder als gäbe es sie noch nicht. Sie darf ruhig kraftvoll und klar sein und in dem verankert sein, was unserer Gegenwart vorausging. Aber trotz allem braucht es eine Spannung, damit sie weiterführt zu einem Ziel hin. Und wenn es dabei um Herkunft geht, sollte es eine Herkunft sein, die man in einem neuen Zusammenhang entdeckt.
Beitrag von Matteo Cavalleri “Ein Monument des Möglichen”, Forschungswoche, 30.10.2010