Spazio pubblico / Public space

Ganz viel sollte in die öffentlichen Plätze gesteckt werden, denn da trifft sich der Mensch; entdeckt Lebensqualität und Identität, und entwickelt sie. Es geht um den öffentlichen Raum, der verstärkt werden muss, nicht so sehr um die Gebäude.      
Benno Simma, Stammtisch II, 27.10.2010

Immer dann, wenn ich nicht in meinen Vier Wänden bleiben will, muss ich Wohl oder Übel in den Öffentlichen Raum, zumindest hindurch bis zu einem anderen Privaten Raum, oder Halb-Privaten oder Halb- Öffentlichen Raum. Welche Rolle diese Räume für unser Leben spielen, ist von Person zu Person unterschiedlich und die Grenzen verschieben sich je nach Lebensumfeld und Kultur.

Ausserhalb unseres Privaten Raumes sind wir nicht mehr nur verantwortlich für unsere eigene kleine Welt, sondern agieren als Individuum in einer Gesellschaft. Unsere Gewohnheiten, unser Verhalten und unsere Vorstellungen werden konfrontiert mit denen anderer Mitmenschen. Der Öffentliche Raums ist geprägt durch den Einfluss von Vielen, wo nicht alles kontrollierbar, nicht alles von vornherein durchschaubar ist. Wir sehen, lernen, werden überrascht, konfrontieren uns mit dem anderen und haben die Möglichkeit unsere eigenen Gewohnheiten immer wieder zu hinterfragen. Der Öffentliche Raum ist Reibungspunkt, Experimentierfeld und Bühne für Veränderungen in unserer Gesellschaft. Er macht den Status Quo sichtbar - durch die Präsenz und durch die Abwesenheit gewisser Elemente und Phänomene. Gleichzeitig beeinflusst und konditioniert er unser Handeln, unsere Fähigkeit der Interaktion und unser Gefühl zum Kollektiven.

Der Umgang mit Public Space und das Schaffen von qualitätsvollen öffentlichen Orten wird in der Architektur viel diskutiert. Eine klare Definition von Öffentlichem Raum gibt es nicht. Wir sprechen von einem breiten Spektrum von urbanen Räumen mit sowohl öffentlich als auch privaten Charakteristiken - bezogen auf Eigentum und Besitz, Nutzung, Zugänglichkeit, Anspruch und Verantwortung. Der gezielte Umgang mit Öffentlichem Raum hat nicht nur architektonische und stadtplanerische Relevanz, sondern vor allem eine politische, kulturelle und soziale Dimension.

Zum Öffentlichen Raum hat prinzipiell jeder Zugang, jeder hat Anspruch darauf, alles kann sich in ihm manifestieren. Trotzdem werden öffentlichen Orten immer mehr Grenzen gesetzt und Regeln auferlegt. Es liegt in der Verantwortung der Zivilgesellschaft ihren Einfluss auf Öffentliche Räume zu stärken, sie zu nutzen und sich nicht von Privatisierungs- und Liberalisierungstendenzen einschränken zu lassen.

Eva Mair, Katharina Putzer, Notiz, 10.2011