An diesem Stammtisch wird einerseits darüber nachgedacht, was man „unternehmen“ kann um zu „entmythisieren“ oder zu „depotenzieren“, andererseits über Kontextualisierung und historische Einordnung. Diese beiden Arten von Eingriffen können verknüpft werden, aber auch voneinander abweichen. Ich glaube, man sollte eine allumfassende historisch-kontextualisierende Lesart erwägen, ohne den Begriff der Depotenzierung zu verwenden, den wir obendrein selbst erfunden haben.
Giorgio Mezzalira, Stammtisch I, 25.10.2010
Ich glaube, man muss zunächst die beiden Denkansätze getrennt voneinander betrachten: Symbole/Denkmäler und Kollektivgedächtnis. Bevor man eine historische Einordnung der Monumente plant, sollte man die tiefe symbolische Strahlkraft verstehen, die ihnen von ihren Erschaffern zugeschrieben wurde. Das bedeutet: Wenn man eine Bombe entschärfen will, muss man sich mit dem Sprengstoff gut auskennen.
Andrea di Michele, Stammtisch I, 25.10.
An diesem Stammtisch wird einerseits darüber nachgedacht, was man „unternehmen“ kann um zu „entmythisieren“ oder zu „depotenzieren“, andererseits über Kontextualisierung und historische Einordnung. Diese beiden Arten von Eingriffen können verknüpft werden, aber auch voneinander abweichen. Ich glaube, man sollte eine allumfassende historisch-kontextualisierende Lesart erwägen, ohne den Begriff der Depotenzierung zu verwenden, den wir obendrein selbst erfunden haben.
Giorgio Mezzalira, Stammtisch I, 25.10.2010
Es gibt nicht "ein" kollektives Gedächtnis, sondern viele, wenn schon. Meine Generation ist in einer friedlichen Zeit groß geworden, für uns gibt es keine Bauten, die direkt an Gewalt und die Geschichte gebunden sind, und so ist dieses kollektive Gedächtnis meiner Generation unberührt. Für mich stellt sich die Frage, wann ist der Punkt erreicht, wo die Historie zur Geschichte wird. Die Geschichte, die man kennt, die einen tangiert und angeht, aber nicht als Teil der eigenen Geschichte berührt, denn unsere Erfahrungen sind andere. Wo also in der Stadt sind Orte und Symbole, wo sich beide Sprachgruppen identifizieren, wiederfinden?(Eva Mair) Zum Glück, und evident ist es so, dass es beim Menschen die Selbstpositionierung gibt. Es wäre absolut tragisch, wenn die junge Generation nicht das Bedürfnis hätte, sich selbst zu positionieren, denn das ist Menschsein...Ich glaube wenn jemand aus unserem Kreis unter der deutschen Bevölkerunsgruppe eine Umfrage machen würde, würde man schnell feststellen, dass es heute noch sehr viel Misstrauen und Vorurteile gegenüber den Italienern gibt. Das wäre festgemacht an einem bestimmten Punkt, nämlich dass sie Verräter seien, weil sie am 5.Mai 1915 die Seiten des Bündnisses zwischen Deutschland und Österreich gewechselt haben. Das kam immer wieder auf, und alle meine längst verstorbenen Verwandten haben das immer wieder gesagt. (Siegfried Baur)
Eva Mair und Siegfried Baur, Stammtisch I, 25.10.2010